Liebeskummer: Warum und was kann ich dagegen tun?

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Alles ist sinnlos.

Wer kennt das nicht? Das Subjekt meiner Liebe, Sehnsüchte und Träume weist mich zurück. Er / sie empfindet nicht annähernd dasselbe für mich, wie ich für ihn / sie – nicht mehr oder schon von Anfang an nicht. Ich habe gekämpft, gehofft, gebangt und verloren. Ein Gefühl der Minderwertigkeit schleicht sich ein. Ich war einfach nicht gut genug. Woran lag es? Was kann ich noch machen? Ich kann und will ihn / sie nicht aufgeben. Noch nicht jetzt! Ich kann meine Gedanken kaum noch auf ein anderes Thema lenken. Minütlich ringe ich mit mir, ob ich ihn / sie anrufen sollte, um die Sache zu klären und ihr / ihm nochmals meine Liebe zu bekunden. Alles im Leben erscheint plötzlich sinnlos ohne ihn / sie – ohne die Träume und Hoffnungen, die mich die letzten Monate genährt haben. Vielleicht hat er / sie bereits einen anderen Partner gewählt. Ich verfolge stalkerähnlich jede Rührung, Bemerkung oder Posting im Internet, die einen Aufschluss auf ihn / sie geben. Irgendwann habe ich es begriffen: Da ist wirklich nichts mehr für mich drin. Es ist vorbei und ich muss meine Hoffnungen und Sehnsüchte begraben. Alles andere wäre kraftzehrend, erniedrigend und vor allem sinnlos!

Ab diesem Moment geht die Liebeskummer-Hölle so richtig los. Mein Magen krampft und fühlt sich an, als ob ich einen Stein verschluckt hätte. Das Leben um mich herum verschwindet in einem Schwarz-Weiß-Grau-Nebel. Meine ganze Kraft versackt im Erdboden. Meine Zukunft? Es gibt keine Zukunft mehr ohne diese Person, die ich liebe und für die ich alles getan hätte. Niemals werde ich ihn / sie vergessen können.

Da hilft nur eins: Auf in den Kampf, um mir selber zu helfen.

Liebeskummer sind natürliche Entzugserscheinungen.

Erst einmal möchte ich wissen, warum ich solche heftigen seelische und sogar körperliche Symptome habe und stoße auf ein erstaunliches Phänomen: Drogenentzug. Oder genauer gesagt: Entzug der köpereigenen Glücksdrogen. Da gibt es Adrenalin, Endorphin und Dopamin, die mich in der Zeit des hoffnungsvollen Verliebtseins mit Glücksgefühlen, Energie und rauschartigem Wohlbefinden versorgt hat. Mit der Realisierung der Unerreichbarkeit unserer geliebten Person straft mich mein Köper mit einem radikalen Entzug vor allem des Dopamins. Ein kalter Entzug sozusagen.

Wieso hat es die Natur denn eigentlich vorgesehen, dass ich mich verliebe, wenn der Liebeskummer so grausam ist? Auch da stoße ich auf eine für mich erstaunliche These, dass die Liebe unter Partnern gewährleisten soll, dass der Nachwuchs zumindest ein paar Jahre von beiden Elternteilen aufgezogen und beschützt wird. Nett gemeint von der Natur, aber doch reichlich übertrieben mit dem Liebeskummerschmerz, finde ich.

Also zurück zum Thema Entzug. Was machen Drogensüchtige, wenn sie plötzlich keine Drogen mehr bekommen? Nach einer gewissen Zeit zeigt der Körper keine Entzugssymptome mehr und nach einem längeren Zeitraum verschwindet auch die psychische Sucht. Und schon wieder ist meine beharrliche Geduld gefragt, die ich noch nie hatte.

Was hilft oder „I can“!

Ich lese viele Tipps gegen Liebeskummer in den verschiedensten Foren, die beweisen, wie aktuell und brennend sowie dringlich dieses Thema allgemein empfunden wird. Da finde ich nett gemeinte Ratschläge wie: Sport oder Schokolade, Weinen, Musik hören, Liebesfilm sehen, Ablenken oder etwas Neues anfangen etc. Abgesehen davon, dass ich kaum noch Kraft und erst Recht keine Lust auf „neue Unternehmungen“ habe, kann ich mir kaum vorstellen, dass Sport, Schokolade oder Liebesfilme mir helfen sollen. Ich bin überrascht, dass es mir nach einer längeren Fahrradtour tatsächlich besser geht. Aber der Schmerz im Bauch ist leider am nächsten Tag in voller Wucht wiedergekommen.

Je mehr ich im Internet stöbere, umso klarer wird mir, dass im Grunde tatsächlich nur die Zeit hilft. Zudem soll jeder mit Liebeskummer etwas finden, was ihm persönlich hilft, den Schmerz für kurze oder auch längere Zeit zu vergessen oder abzubauen. Die eine Person igelt sich zu Hause im Bett ein und weint einige Tage, ehe sie ein wenig erleichtertert und völlig erschöpft wieder Kraft für ein Leben nach ihm / ihr sammelt. Der andere wirft sich ins Menschengetümmel, besucht Konzerte, geht ins Kino, nimmt an jeder Party teil und verbringt halbe Nächte in den Kneipen, um den Schmerz für kurze Zeit loslassen zu können. Nachdem ich das gelesen habe, hole ich mir eine Tafel Schokolade, schalte einen Horrorfilm im Schlafzimmer an und gehe ins Bett. Das lenkt mich ganz persönlich ab, zumindest für kurze Zeit.

Ich lese, dass es garantiert besser werden soll mit der Zeit. Ich lese aber auch, dass ich loslassen wollen muss. Will ich das? Nicht wirklich. Aber ich muss. Die Wahrheit zwingt mich dazu. Wenn ich innerlich an meinem Angebeteten hängen bleibe, Andenken an ihn in einem schreinähnlichen Schrank aufbewahre, um sie / ihn täglich zu huldigen, wird es kaum oder gar nicht besser werden. Gerade in den Zeiten von Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzen ist es gar nicht so einfach, den Kontakt zu einem Verflossenen zu unterbrechen, stelle ich fest. Er / sie postet, bloggt, nimmt neue Freunde an und all das wird argwöhnisch und eifersüchtig verfolgt, was nachvollziehbarerweise fast in auf den Ex fixierten Stalkeraktivitäten hinausläuft. So schwer es fällt und so sehr man sich nachher deswegen verflucht: Das Subjekt meiner hoffnungslosen Liebe im sozialen Web muss ich von meinem Zugriff bzw. meiner Überwachung entfernen und das so lange, bis sein / ihr Leben mich nicht mehr besonders interessiert. Nach ein paar Tagen unruhigen vor dem Computer Hin- und Hertigerns findet auch meine liebe Seele ein wenig Ruhe.

Ebenso sollte man die Andenken in einen dicken Karton in den Keller stellen, möglichst dahin, wo viele Spinnen sind und man nicht gerne reinfasst. Für meinen Schwarm würde ich sogar in Spinnen fassen, kommt die alte Sucht hoch! Also packe sowie lösche ich alles von ihm / ihr weg, was mich nicht loslassen lässt. Das ist eine sehr schwere Sache und es fühlt sich wie eine Beerdigung an, die ich nicht will. Aber umso schneller verschwindet der Schmerz, tröste ich mich.

Medikamente gegen Liebeskummer? Da kommt so langsam mein Stolz durch. Die Natur hat den Liebesschmerz vorgesehen, also werde ich auch ohne Chemie davon wegkommen. Zudem ist mir schon klar, dass ich aktiv selber handeln muss, um den Schmerz und die Trauer abzuschütteln. Durch Medikamente verlagere ich meinen Schmerz in den Ruhe-Warte-Status, der das Leiden unnötig grausam hinauszieht, ehe ich alles verarbeiten und im günstigen Falle Schlüsse daraus ziehen kann.

Wenn der Schmerz und die Niedergeschlagenheit allerdings zu stark wird oder zu lang dauert, werde ich dennoch professionelle ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Ich werde alles für MICH tun.

Aber bis dahin werde ich mich zu einem geduldigen Warten zwingen, meinen Liebeskummer, als ein natürlich-biologisches Phänomen hinnehmen und fürsorglich-liebevoll alles für mich selber tun, was mir hilft und Freude macht!