Statt in den dunklen Tiefen der Parkhäuser erst nach Parkplätzen und später sein Auto zu suchen, kann man seinen PKW einfach im Parkhaus abgeben.
Wie häufig hat man in amerikanischen Sendungen neidvoll bewundert, wie ein angesehener Hotelgast seinen hochwertigen Wagen vor dem Hoteleingang einem Chauffeur übergibt, der sogleich die lästige und zeitraubende Parkplatzsuche übernimmt. Will der wohlhabende Gast mit seinem Auto eine vornehme Dame ausführen, steht sein flotter PKW innerhalb von kürzester Zeit wieder vor dem Hotelausgang.
So ähnlich funktionieren auch die modernen, automatischen Parkhäuser. Bei ihnen müssen die Fahrzeuge zwar persönlich abgegeben und abgeholt werden, dafür ist der Wagen jedoch so sicher untergebracht wie in einem Tresor.
Grundlegende Funktionsweise der vollautomatischen Parkhäuser
Der Fahrer fährt sein Auto in ein Eingangstor, von dem es, je nach Größe der Parkhäuser, mehrere geben kann. So erreicht er einen Übergaberaum oder eine Übergabestation, die oft einer Waschanlage ähnelt. Der Fahrer steigt aus, zieht die Antenne ein, holt sich ein Parkticket am Ticketautomaten und betätigt eine Starttaste. Nun beginnen die Roboter und die Technik ihren automatisierten Dienst. Der Wagen wird gewogen und vermessen, um ihm den optimalen Parkplatz zuzuordnen. Zudem wird von einem Scanner geprüft, ob sich niemand mehr im Wagen befindet. Dann wird das Fahrzeug computergesteuert auf einer Palette, einer Parkplattform, einem Kran oder von einem Transportwagen an einen Parkplatz oder ein Regalfach mit einer optimalen Größe transportiert.
Die Unterbringung der Fahrzeuge erinnert an die computergesteuerten Hochregallager von Versandhäusern, woher die Technik der vollautomatischen Parkhäuser auch stammt. Der Abholvorgang wird durch eine Chipkarte, dem Parkticket oder einer Smartphone-App ausgelöst, bei dem das Auto in einen Ausfahrtraum, bereits in Fahrtrichtung stehend, transportiert wird. Nach Zahlung der Parkgebühr kann der Fahrer diesen Raum mit seinem Auto verlassen.
Das Innere des automatisierten Parksystems wird von den Fahrzeugbesitzern zu keiner Zeit betreten. Die Benutzer fahren ihre Wagen lediglich in den Abgabebereich herein und aus dem Abholraum heraus. Die Parkhausverwaltung, Überwachung und die Fehlerdiagnosen erfolgen über Internet vom Parkhaushersteller oder -betreiber.
Vorteile der automatischen Parkhäuser
Die Vorzüge der vollautomatisierten Parksysteme zu den herkömmlichen Parkhäusern sind vielschichtig. Der bedeutendste Vorteil liegt in der besseren Nutzung von Parkraum, da auf Rampen, Zugangs- und Zufahrtswegen, Manövrierflächen sowie große Gänge verzichtet werden kann. Zudem wird durch die optimale Anordnung der Fahrzeuge eine höchstmögliche Anzahl an Parkmöglichkeiten geschaffen. Dies bringt enorme Vorteile in Innenstädten und in Wohngebieten mit zunehmender Parkraumnot.
Weitere Vorteile für den Nutzer sind das leichtere, schnellere Einparken und die höhere Sicherheit. Das nervtötende Umherfahren im herkömmlichen Parkhaus, um irgendwo doch noch einen kleinen, engen Parkplatz zu entdecken, sowie die Ängste beim Laufen durch ein dunkles Parkhaus entfallen. Das Thema Frauenparkplätze und Überfälle gibt es bei diesen automatischen Parkhäusern nicht mehr.
Weiterhin steht das Fahrzeug in diesem geschlossenen Parksystem wie in einem Safe, da sich keine Menschen darin befinden oder ihr Auto selbst steuern. Parkunfälle und Sachbeschädigungen am Auto werden vermieden. Ebenso ist das Fahrzeug vor Vandalismus und Einbruch geschützt.
Die Abgabe und Abholung des Fahrzeugs erfolgt barrierefrei im Erdgeschoss, was für Behinderte einen Vorteil darstellt.
Für den Eigentümer des vollautomatischen Parkhauses werden die Kosten für den Bau und den laufenden Betrieb minimiert. Da keine Personen dieses Haus betreten, kann auf Treppen, Lifts, Notausgänge, Brandschutz, ausreichende Beleuchtung und Belüftung, Einhaltung der Raumhöhen sowie Türöffnungsabstände ganz oder teilweise verzichtet werden. Da die Autos in dem Gebäude nicht fahren, sondern nur transportiert werden, bedeutet dies, neben der Kostensenkung für den Betreiber, eine geringere Abgas-, Geruchs- und Lärmbelastung.
Nachteile dieser automatisierten Parksysteme
Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn das eigene Auto in die Tiefen eines Parkhauses »abgeschleppt« wird. Da stellt man sich schnell die Frage, ob und in welchem Zustand das Fahrzeug wieder zurückgegeben wird.
Tatsächlich musste im Jahr 2001 ein vollautomatisches Parkhaus in Zürich bereits nach sechs Monaten wieder geschlossen werden, da es technische Probleme gab und in manchen Fällen die Herausgabe der Autos verweigert wurde. Inzwischen funktionieren die automatisierten Parkhäuser jedoch problemfrei und zuverlässig.
Allerdings ist zu beachten, dass diese Parkhäuser von Computern gesteuert werden. Die Vorstellung, was ein Hackerangriff, ein Virus, eine Fehlfunktion oder ein Ausfall eines Computers bedeuten würde, ist vermutlich die Ursache für die Vorbehalte einiger Benutzer gegen automatisierte Parkhäuser.
Wo gibt es moderne automatische Parkhäuser?
Automatische Parksysteme für PKWs gibt es vorzugsweise in Städten mit Parkplatzproblemen, die sich beispielsweise in Korea, Frankreich, USA oder Japan befinden. Auch in Deutschland gibt es vollautomatische Parkhäuser, darunter zwei bedeutende am Düsseldorfer Flughafen und in der Dresdner Innenstadt.
Das vollautomatische Parksystem »Hauptstraße« in Dresden gilt als das momentan größte seiner Art in Deutschland. Es wurde 2005 von der Fa. Saalfelder Hebezeugbau GmbH gebaut und wird bis heute fernüberwacht. Das Parkhaus nimmt auf 635 Quadratmetern bis zu 192 Wagen auf. Die gesamte Gebäudehöhe beträgt 14,5 Meter. Dieses Parksystem besitzt sechs Etagen und drei Ein- sowie Ausfahrten. Es beherbergt ein hochtechnisches Transport- und Palettensystem mit festen wie auch verschiebbaren Regalen in seinem Inneren.
Auch im vollautomatischen Parkhaus der Fa. serva transport systems GmbH am Flughafen von Düsseldorf wurde die Software aus Palettenlagern abgeleitet. Der Einparkroboter, ein gabelstaplerähnliches, fahrerloses Transportfahrzeug, vermisst das Auto, stellte es auf einen passenden Platz und bringt es wieder zurück. Den Probebetrieb hat dieses Parksystem schon hervorragend gemeistert und es funktioniert fehlerfrei.
Eine kleinere, aber dafür besonders schnell arbeitende, vollautomatische Parkgarage bietet die Bosch-Niederlassung in Berlin-Charlottenburg ihren Mitarbeitern an. In diesem Parkhaus können 126 Autos auf 150 Quadratmetern untergebracht werden. Die Umrüstung der bisherigen herkömmlichen Tiefgarage auf ein vollautomatisches, platzsparendes Parksystem war kostengünstiger als ein Vergrößerungsumbau.
Quellen/weitere Informationen:
http://www.gizmodo.de/2010/09/29/the-cube-das-parkhaus-der-zukunft.html
http://www.mopo.de/news/vollautomatik-so-sieht-das-parkhaus-der-zukunft-aus,5066732,5818052.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Automatisches_Parkhaus
http://www.kommunaldirekt.de/content/1magazin/archiv/2000/2000_4/bau/09.html
http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/parken-ohne-zu-parken-1.1115667